tableau / ensemble

neben der classification par ordre gibt es zum glück auch die (dé-)classification par désordre : das ziellose spiel, die zufällige ordnung, die sich immer wieder ändert, die ordnung nach lust und laune, die unordnung der ordnung und vice versa. es ist nicht vorzustellen, wieviele möglichkeiten von ordnungen es geben kann : je anch bedarf stellt sich eine andere ein.

[mvs:061001]

tag

das war ein langer tag.

wenn der tag vorbei ist, dann ist man manchmal froh, dass er vorbei ist. und dann denkt man an die nacht : wenn die nur auch schon wieder vorbei wär. und dann ist das alles so exceptionell traurig, dass man tag und nacht grad dem lieben gott zurückschicken möchte „to whom it may concern : it sucks.“

> empfinden, subjektives > befindlichkeiten > kollaps des gemeinplatzes > morgen

[mvs:040204]

tagebuch

sprache transportiert sich selbst und die ereignisse, die sie darstellt, sind vorerst sprachereignisse. die übersetzung der erlebnisse und ereignisse, die sich ausserhalb der sprache manifestieren, ist ein tanzen im sprachraum das (tanz)figuren zeigt, die das andere, aussersprachliche repräsentieren sollen. das tagebuch ist die figur der repräsentation des individuellen lebens, hochritualisiert und nie authentisch (was immer authentisch meint : ein unsinniger begriff). das tagebuch, das journal, die versprachlichung ist eine existenz für sich : wie sie mit den anderen ereignissen verknüpft ist, wie sie mit ihnen kommuniziert, ist zwischen den zeilen ansatzweise angedeutet.

[mvs:000000]

tarnkappe, scharf

ich halte die erfindung der tarnkappe, so im technischen bereich, für die allergrösste errungenschaft der menschheit. das rad ist sicher eindrücklich in seiner vielfältigen hinbewegungsverwendungswilligkeit, der liebe gott ist auch ein allerunübertroffenes schmiermittel der seelischen gleitwilligkeit, aber die tarnkappe ist das ultimativ schönste neugiererfüllungswunderwerkzeux – wenn man dem leben und dem tod auf der schulter sitzen kann und alles ungeschoren miterleben kann, dann kann man ruhig wieder seiner wege gehen und sterben oder: und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. (aus meiner kinderliteratur hat deshalb auch das nibelungenlied eindeutig vorrang vor religiösen schriften à la bibel, koran und zetera, die ja eher die geschichte der jeweiligen scheffs erzählen, und was man für sie zu erledigen hat. ich war wohl ein faules kind, diesbezüglich.)

SEw ochsner001www

> über die bewusstseinserweiternde verwendung von adjektiva und komposita > wissenschaft > zählen

[mvs:060607]

tarnkappe, unscharf

- Sie sind gut dressiert, das ist alles.

- He, he – und wenn ich Ihnen sagte, dass ich noch andere Talente habe?

- Die da sind?

- Zum Beispiel mich unsichtbar machen.

- Lassen Sie sehen.

queneau, raymond : am waldrand

 

nichts zu sehen, messerscharf.

SEw ochsner002www

> über die bewusstseinserweiternde verwendung von adjektiva und komposita > laurin > wissenschaft

[mvs:060607]

tarnkappe, verwackelt

Am 20.Januar 1786 wird die Nachricht bekannt gemacht, dass ein in Paris lebender Deutscher namens Beyer durch eine bemerkenswerte Erfindung in Erscheinung getreten ist: „ein Portefeuille, wodurch man schreiben kann, ohne es zu sehen, sogar in der Tasche und im Fahren. Man kann allemal drey Zeilen mit gehörigen Zwischenräumen schreiben und alsdann das Papier im Finstern fortrücken, bis es auf hundert Zeilen angefüllt ist“. (Johann Georg Meusel, Erfurt 1785 (sic!)) Dieses Portefeuille ersetzt oder erleichtert zumindest eine seltsame Art von Fingerakrobatik, die bereits zu Beginn des 18.Jahrhunderts der reisende Bibliomane Zacharias Konrad von Uffenbach (1683-1734) eingesetzt zu haben scheint; seine Reisenotizen nämlich zeichnete er auf der Stelle und unbemerkt auf, indem er in der Tasche mitschrieb. Die unbeobachteten Protokolle zielen darauf ab, Unzulänglichkeiten des Erinnerungsvermögens zu kompensieren; im Verborgenen angefertigt, sind sie ausserdem darauf angelegt, den Informationsfluss ‚vor Ort’ – zumal bei Unterredungen – nicht zu stören. Ganz im Sinne der Anleitungen zur Kunst des Reisens machen sie mit den Empfehlungen ernst, sich nicht anmerken zu lassen, dass man Journal führt: Denn – so heisst es – „sonst erfährt der Reisende nichts“.

andreas hartmann: reisen und aufschreiben, in: bausinger et al.: reisekultur, münchen 1999

SEw tarnwackel001www

der erinnerung wird nicht getraut, schon gar nicht dem gedächtnis : die krakelige kutschenschrift ist zeuge der authentizität. heute sind es die fotos und videos von unfällen und katastrophen, die verwackelt sind und gerade drum ‚wahr’ sein sollen.

> rite de quoi? : recherche > alberich

[mvs:060608]

tarzan, unwissenschaftlich

ist ein winnetou : winni the pooh : alles im ungefähren : wo leben wir jetzt? genau? zwischen bum up und bomb? all die lebensverstehversuche : viel liebe, und viel kaboumm? wo ist mein teddybear : my safety blanket? : paranoia pur, leider.

SEw winnetou001 klein2

[mvs:081208]

tarzan, wissenschaftlich

9 Uhr 30 stösst die Karawane auf eine mit Wasser gefüllte Spalte auf einer überhängenden Felsnase, deren Form ein wenig an den Kopf eines Kaimans erinnert. Auf dem Felsen weisse Spuren: Reste des mit Wasser angerührten Gemischs aus Hirsemehl und Kolanuss, das dort in einem Ritual jeden Winter ausgegossen wird. Unter dem Felsen finden wir ein Seil: den Strick zum Festbinden des Schafes, das hier jedes Jahr zum selben Zeitpunkt den Kaimanen geopfert wird, von denen, wie die Führer behaupten, der Weiher bevölkert ist. Die Entdeckung dieses Seilendes macht mich überglücklich, denn ich beginne zu ahnen, was an der wissenschaftlichen Forschung so packend ist: von einem Beweisstück zum nächsten weiterkommen, von einem Rätsel zum anderen, der Wahrheit nachstellen wie dem Wild auf der Fährte…

leiris, michel: phantom afrika I p.73

 

das seilende des wissenschaftlichen beweises, woran einmal jährlich ein zu opferndes schaf blöckt: noch hab ich nicht erfasst, wie der kaiman dann die wahrheit repräsentiert, aber ich vermute fast, dass er es sein muss, der das rätsel auflösen wird. ich glaube leiris seine ergriffenheit, ich denke, dass er das später auch verkraftet hat, als er es wiederlas.

[mvs:060612]

teddy bear

did i ever love anyone more than my teddybears?.

als ich aufhörte, meine teddybären zu lieben (ich habe sie nie ganz vergessen, denke ich heute: ich habe sie nie verlassen, ich habe andere als meine teddybären akzeptiert), habe ich lebewesen geliebt. in der übergangszeit, als ich nicht mehr wusste, wer ich war, als mir die bären nicht mehr sagen konnten, dass ich bin, als ich nicht mehr hörte, als die katzen noch nicht in mein ohr schnurrten, als die nächte von grünem, panikverursachendem, mich auflösendem fluidum durchflutet waren, habe ich ameisen getötet, schmetterlinge zutode gebracht mit insektenspray: ich habe wissenschaftlich gearbeitet. ich habe mich und die teddybären vergessen. ich habe mich, um mich von der totalen auflösung zu retten, auf die seite der macht geschlagen. anus mundi: und selbst das ist kein zuckerschlecken: wieviel ruhige nächte habe ich daraus geleckt? keine einzige.

fell an fell liegen, in tierisch stummem vielsprechendem geschnurr: das ist mir (auch wenn jetzt alle hochkultivierten „regress!“ und andere gehäuteten worte schreien) mein leben wert. (was wissen wir scientific educated persons über tiere (und: über uns?). wenn man mal vom wahn absieht, dass wir die krönung der schöpfung sein sollen: nil, zero nothing nix. und: warum soll dieser wahn uns über die tiere erheben? : die ganze sprache ist eine verführung: lovely lovely lovely - aber trotzdem: nix kapiert : das weisse im auge des anderen, die todesangst : das leuchten im auge der anderen, die lebenslust : das wort DU, in jedem schnurren der katze, in jedem brummen des teddybärs, in jedem moment, da der tod nicht präsent ist und im nebenzimmer voll schreit, und ich mir die liebe erlaube (ohne zu wissen, was das ist) : noch immer, mit teddybären, mutter und vater, katzen, geliebten, mehr als das : menschen & tiere, die ich meine lieben nenne (über jede verbalität hinaus) - was veranlasst mich, ‘du’ zu sagen : das grösste glück überhaupt.)

fell an fell liegen, schnurren, ‘du’ sagen, nichts sagen.

(und immer wieder sich verwünschen, oder sich in etwas besseres wünschen - wenn man nicht sagen kann : „ich liebe dich“, „meine liebste“ - obwohl man es fühlt.)

(das eingeständnis der lemuren / nachttiere : „ich liebe“ - de l’amour)

[mvs:990904]

teddybär syndrom

- der teddybär ist auch:

WO DIE UTOPIEN HERKOMMEN.

in dem frühen nest der zweisamkeit werden die wünsche gehört und fantasien gesponnen, vorstellbare umsetzungen ausgebrütet. das organ für wünsche und fantasien wird sensibilisiert - meldet sich zu wort bei den organen für wahrnehmung von äusserer welt und kommuniziert mit der aussenwelt. der ältere teddybär sitzt in dem feld der realutopien und schlägt sich den bauch mit kleinen lüsten voll, während sich der kopf mit dem herz über die felder der wünsche und realien unterhält.

(da ist ja schon die allerschönste bürokratie in dieser sprachlichen umsetzung einer unsichtbaren anatomie - der teddybär melde sich im büro für kommunikation im departement des äusseren. schön waren aber die bemühungen im rationalen feststofflichen zeitalter, als die feinstofflichen bewegungen der psyche aufgezeichnet wurden - und mit medien gleich haufenweise gespenster und geister revitalisiert wurden. evidenzien sind gefragt - alles andere ist fiktion und tiefstdunkles mittelalter: die aufklärung bringt licht, und was sich darin nicht zeigt, existiert nicht (und in den schatten, den die realien in scharfem licht werfen, tummelt sich fröhlich, manchmal voller giftigkeit über den verlust der beachtung, die vielfältige ‚restwelt’). der zwang, alles auf materialien zurückzuführen, ist auch in den mechanistischen anfängen der psychologie zu finden: die (wunsch-)maschinen. es gibt bis heute keine sprache, die nicht entweder in rationalismus oder irrationalismus verfällt, wenn die gesamte mögliche erfahrung beschrieben werden soll. die kategorien des sprechens sind noch nicht genügend entwickelt, um verständlich über alles erleben zu sprechen. wie sind schnelle wechsel von psychischem erleben zu physikalischen ereignissen in einer sprache darstellbar, die selber gegenstand wissenschaftlicher forschung ist? soll man von poesie zu mathematischer formel springen? ich sehe die ‚organe’ als sensible felder, in welchen gewisse ereignisse und prozesse möglich sind und welche sich verändern können: bestimmte fähigkeiten entwickeln, ereignisse befördern, sich im prozess des sich ereignenden auch entwickeln und in kommunikation mit anderen feldern stehen.)

[mvs:980923]

tête de veau

ein rollbraten, sehr weiss : 1 zentimeter dicke lagen von dem, was am kopf von haut bis knochen vorhanden ist, zu einem länglichem stück, das ganz von weitem an ein gerolltes weisses frottetuch erinnert, mit dicken schnüren gebunden : von nahe gesehen ist es eher eine grobe arbeit. das kilo kostet € 14.50, das ist für fleisch eher billig.

> schlaraffenland reversed

[mvs:061001]

tiere, wild + zahm

tiere, wild + zahm

«Il est minuit. Depuis un moment, une chouette crie dans le jardin, d'arbre en arbre. Comme c'est mystériex, ces êtres qui vivent la nuit, qu'on ne connaît pas, et qui crient ainsi, leur chant peut-être? Nous sommes habitués aux animaux domestiques, nous les mêlons à notre vie, nous les connaissons autant qu'il nous est possible. Mais ces autres animaux, qui ne se laissent pas approcher? Ils seraient peut-être sensibles aussi à la compagnie, à une maison, à des soins? J'ai une sorte d'émotion à l'idée de leur solitude, et de leur crainte de l'homme, et de leurs souffrances quand ils sont blessés, ou malades, ou en train de mourir. Quand on y pense, quel grand mot: mourir, pour tout ce qui vit ici-bas, du plus petit au plus grand.»

paul léautaud: journal littéraire, 3. nov. 1926

SEw paul1

> bestiaire > sch.sch..sch... > no comment

[lh:070704]

time maschine

still breathless, still baffled? still?

SEw mvs1991 01

there might be a few things to add : first : the picture is not very detailed. : there are 'things' in the background, not visible - there are or were 'things' in the fore, which appeared in the meantime (not in the picture but in life) and more which didn't show up yet at all, lingering there. to be seen soon here there and anywhere! life is no mystery - its life, the big blah

(ie: selffullfillingselfemployingselfannoyingselffuckingitselfupingselfdestroyingselfmystifiyingselfboringselfwhateveringselfsefingselfspamwithspamspaming : well selfing, isn't it, in all imaginable and not imaginable ways shapes and colours might show and shelve up and down (horizontally and vertically and in all four dimensions) - i guess shakespeare could or could not have said it better - but selfshakespearing and selfgoetheing is easy - selflichtenbergiing or selfjeanpauliing is harder, not to mention selfsterniing : but big but : self...ii... lost my trail - am all alone lost in the middle of wonders : and there are more to come : selfproducingselfridiculingselfabandoning there is no end to self...iii...: )
THE END

ps.: there might be everything to be added or most preferably NOTHING - but there might be, at the end of it, after all being explained or added, the BIG BUTT. why not, i can live with it. in the meantime i'm butting along, right, and hopefully enjoy a nightmarefree sleep (just kidding, nighty night my lovelies and hello to all the ogres).

> biographie'real'

[mvs:91/081005]

TINNITUS – pfeifton

„nach der nachricht können sie einen pfeifton hinterlassen". (or vice versa.)

tatsächlich: grundsätzliche existenzveränderung.

> poofread > kommunikation: ferntönen & ersatzsprechen > tango: alle

[mvs:030422/160722]

titel

die titel sind auf der rückseite der travelogues angegeben: man soll nicht vorher schon gewusst haben, was man nachher schon gewusst zu haben vermeint.

(vermerk auf den „blue fields“.)


[mvs:990606]

 

die lust an titeln, an all den ungeschriebenen romanen - diese ganze fülle von lebens- und weltentwürfen, die so ganz gratis in worte gesetzt werden und als grossartiger spuk des potentiellen die membran des fantasieorgans zum schwingen bringt


[mvs:990710]

 

„Überall Augen und Ohren! - Wie man mit der Nase sehen und mit den Fingern hören kann.“

von Dr.W.Schweisheimer (Die weite Welt, 1923)

 

„I was shot in the head twice - & back at work in 3 hours.“

(National Enquirer, 1994)

titel : ja jetzt :

> aporie

[mvs:070720]

totstellreflex

früher (ja wann war früher, damals, schon ganz der geschichte und den archiven beigeschnellt & eingebunden), früher hab ich mich in gefühlsliebessituationen noch totgestellt vor lauter selbst- und andernmisstrauen : vor so viel begehren und beglücktsein ist mir da jedes vertrauen abhandengekommen (seltsam das, sehr). heute werd ich ein bisschen müde – anstrengend ist die liebe : so sehr existentiell, noch immer, zum glück, dass es jetzt zum gestörten tiefschlaf reicht: aufwachen, mitten in der nacht, ganz zeitlos : aufwachen und sehnen ins prallvolle leere (zu dir, immer) : jede liebe ist so sehr selbst gemacht, dass man die andere im arm halten muss, um zu merken, dass alles wahr ist – dass es eine andere gibt, die ebenso verloren im erfüllten wünschen lebt. es ist so einfach, dass es fast blöd erscheint : man ersehnt sich die liebe halt so, wie es einem geschieht und wie man mit ihr weiterspielt (ganz nur vänçiverständlich, das letztere, vielleicht alles). verliebten kann man kein wort glauben, weil sie die wahrheit sprechen.

[mvs:050105]

translation

canguilhem, machine et organisme:

«L'art, habileté de l'homme, se distingue aussi de la science comme pouvoir de savoir, comme la faculté pratique de la faculté théorique, comme la technique de la théorie. Ce que l'on peut, dès que l'on sait seulement ce qui doit être fait, et que l'on connaît suffisamment l'effet recherché, ne s'appelle pas de l'art. Ce que l'on n'a pas l'habileté d'exécuter tout de suite, alors même qu'on en possède complètement la science, voilà seulement ce qui, dans cette mesure, est de l'art. Camper décrit très exactement comment devrait être faite la meilleure chaussure, mais il était assurément incapable d'en faire une.»

 

kant, kritik der ästhetischen urteilskraft:

«Kunst als Geschicklichkeit des Menschen wird auch von der Wissenschaft unterschieden (Können vom Wissen), als praktisches vom theoretischen Vermögen, als Technik von der Theorie [...] Und da wird auch das, was man kann, sobald man nur weiß, was getan werden soll, und also nur die begehrte Wirksam genugsam kennt, nicht eben Kunst genannt. Nur das, was man, wenn man es auch auf das vollständigste kennt, dennoch darum zu machen noch nicht sofort die Geschicklichkeit hat, gehört in so weit zur Kunst. Camper beschreibt sehr genau, wie der beste Schuh beschaffen sein müßte, aber er konnte gewiß keinen machen.»

> plan und ausführung > wunder der sprache

[lh]

traum, träumen

träumen ist ein wunderliches in balance bringen von bewusstsein und unterbewusstsein, von seele und geist, von materie und metaphysik. und trotzdem: man kommt der sache trotz allem ausbessern nicht auf die schliche. /1↓

[mvs:030422 etc.]

 

„Der Kater Murr“, unterbrach Meister Abraham den Freund, „träumt nicht allein sehr lebendig, sondern er gerät auch, wie deutlich zu bemerken, häufig in jene sanfte Reverien, in das träumerische Hinbrüten, in das somnambule Delirieren, kurz, in jenen seltsamen Zustand zwischen Schlafen und Wachen, der poetischen Gemütern für die Zeit des eigentlichen Empfangens genialer Gedanken gilt. In diesem Zustande stöhnt und ächzt er seit kurzer Zeit ganz ungemein, so, dass ich glauben muss, dass er entweder in Liebe ist oder an einer Tragödie arbeitet.“

lit.: e.t.a.hoffmann: kater murr

 

„Ich empfehle Träume nochmals; wir leben und empfinden so gut im Traum als im Wachen und sind jenes so gut als dieses, es gehört mit unter die Vorzüge des Menschen, dass er träumt und es weiss. Man hat schwerlich noch den rechten Gebrauch davon gemacht. Der Traum ist ein Leben, das, mit unserem übrigen zusammengesetzt, das wird, was wir menschliches Leben nennen. Die Träume verlieren sich in unser Wachen allmählig herein, man kann nicht sagen, wo das Wachen eines Menschen anfängt.“

lit.: georg christoph lichtenberg: sudelhefte F 743

/1↓ und wovon soll ich heute nacht träumen? von dir, von mir oder von uns beiden? von der welt als weisser landkarte? oder von allem, was sich in dieser welt wunderkammermässig rumtummelt? ich werds ja sehen.

> jean paul > freud, sigmund

TROST bei Goethe

diese alltagsseelenflicktrösterli à la „Trost bei Goethe“, „Durchs Jahr mit Goethe“ sind so voll von allgemeingültiger weisheit, dass sie auf jede situation stimmen, wenn man nur so recht in der angemessenen desolation rumdümpelt und an autoritäten glaubt. ähnlich wie horoskope (am besten der tageszeitung entnommen) passen sie wie die auch in vielen notlagen helfende faust aufs auge: ein impakt entsteht, der über kurz oder lang früchte treibt: vom blauen auge (im besten fall nochmals davongekommen, mit einem) bis zur ‚self fullfilling prophecy’ ist alles möglich.

genau genommen ist dieser trost nur die bestätigung dafür, dass es anderen ab und zu auch beschissen geht, dass man in dem sinne, im sinne von „wir sind alle ziemlich verloren und wenns nicht gut geht ganz sicher totenseelenallein“, damit nicht allein sind. einsam schon, weil verlassen, aber nicht die einzigen – als ob das helfen würd und tät.

> religion, ideologien > psychoanalyse > horoskop > selbst- oder eigenverantwortung (you only live once)

[mvs: 031108]

truth, the

to be honest (whatever that jo©key word might mean (in a mean way)) :
i ain’t got no fucking clue re: truth! and: (and that is scaring me some and most of the time) it kind of doesn’t bother me ( i’m lying - lieing here of course - but since no one cares so why should i bother. good question. no answer - same as usual. (joke implied - say haha. : i like to state the obvious.))


it’s not true! it’s not true! (no way out - there is nothing like truth : it’s a scheme - and i’m quite sure that i’ll meet that funny spectre tonight - dreams are not cheating - well, not more than anything else.)
truth is a long long long love letter.
TIMBER!!!

„Liebe“, versetzte Vult, „ist, um in deiner Flötensprache zu reden, ewig ein Schmerz, entweder ein süsser oder ein bitterer, immer eine Nacht, worin kein Stern aufgeht, ohne dass einer hinter meinem Rücken untertaucht – Freundschaft ist ein Tag, wo nichts untergeht als einmal die Sonne > und dann ists schwarz, und der Teufel erscheint. –
[...]
Es ist beinahe einerlei, was einer über die Liebe sagt oder einwirft; denn alles ist wahr, zu gleicher Zeit.
jean paul: flegeljahre.

> timber

[mvs:990916]