haiku (etwas wie ein)
erster novemberschnee
ein duft von heissem öl
und totem geflügel
[mvs:151121]
wolkenbrote
unter dreiviertelmond
schneegeruch
[mvs:151122]
erster novemberschnee
ein duft von heissem öl
und totem geflügel
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wolkenbrote
unter dreiviertelmond
schneegeruch
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all bit the same, but very different : ohne zwei von beiden tuts kein wank. (oder sollte das nicht eher heissen : ohne je von eins und beiden zusammen?). " 'au weh', sagte kasperl und riss sich den zahn aus."
herrgottdonnernocheinmal: der fluch, als misstrauensflick in der anrufung: 1. herrgott = wenn schon allmächtig, dann mach mal was gscheites (reflektierter glaube, aber man weiss ja nie so recht, vielleicht gibts ihn tatsächlich); 2. donner = thor (oder zeus, je nach belieben), die blitzewerfer: tu was, falls es dich gibt (zweifel); 3. nocheinmal = es wirkt ja nie wie gewollt, der gott macht was er will, also: repetitives anrufen (da springen die schlauen schon in die volle verzweiflung und merken, dass es so nicht geht. nur hiob war ein bisschen ausdauernder, resultat ausstehend).
das fluchen ist ohnehin ein generalflickzeug auf misslungene lebenssituationen: ein gleitmittel aus verschissenen situationen in einen quasirettenden dampfdruckablassschlitten, der direkt wieder in das normale leben zurückführt (wo ja auch das geld gleich neben der kacke auf der strasse liegt. das fluchen ist die einsicht (spontan, unreflektiert) in die not und flicksituation. weiter wird da nicht gedacht).
(ganz heimlich wird den göttern auch willkür unterstellt: man weiss nie so recht, warum sie was tun, und dann, mit aufklärerischer skepsis zunehmend, unterstellt man ihnen, falls es sie überhaupt gibt, schlicht durchfall: scheisse! – nur: wenns dann grad wieder goldthaler regnet und das glück in allen farben leuchtet: dann haben die da oben wohl auch mal wieder à la bocuse gespiesen. dazu ist interessant: „die beurteilung des heiligen anhand der farbe und konsistenz der exkremente“ (nota zuhanden der vatikanischen egregation, abt. heiligsprechungsinvestigation): da wird schon einiges klarer, im labor (verdünnungszustand 1: 1000000n.))
wissenschaft war ja schon immer eine gebirgige landschaft, mit peaks und abgründen, mit abgegrasten wiesen und dunklen schattenhängen, und nicht immer ist die aussicht grandios. auch unter den gipfelstürmern haben wenige den überblick, man erkennt allenfalls den nächsten berg, gefällt sich als eremit oder bleibt sonst auf der strecke. wo das juchzen schon schwerfällt, darf man jetzt wenigsten röhren: nach dem intelligenzquotient und dem bodymassindex gilt es nun auch den hirschfaktor zu ermitteln, mit einem einfachen, von herrn hirsch erfundenen algorithmus: "ein wissenschaftler hat einen index h, wenn h von seinen insgesamt n veröffentlichungen mindestens jeweils h Zitierungen haben und die anderen (n-h) publikationen weniger als h zitierungen." soweit so gut. was drin steht in den texten ist vollkommen egal. es gilt einzig die frage zu operationalisieren: wer ist der platzhirsch? und wer die dumme kuh?
ganz zum wohlsein : wenn mann & frau das beste (lobreden sind immer schal, hitparaden dito : aber hier haben wir das schönste jener zeit vor uns : das blitzt über vieles, was heut als schlau gilt) im bereich subjektiverblitz&donner gescheiter enzyklopädie lesen mag : da empfehle ich pierre bayle, Dicionnaire Historique et Critique von 1695. das ist reinstes lesevergnügen : weil der mann bitz kommentarsüchtig war (er hat halt sich in die träume und realitäten gedacht, sorgfältig : mit hirn, herz und hoden, sehr umsichtig, hat sich auch politisch nicht versetzen lassen, strategisch klug : ein, wie man dann etwas später dümmlich gesagt hätte, 'genie' : ich lass es dabei, ihn für einen freund, den ich misse, zu halten), er stellte auch eine bibliothek qua excerpte zu verfügung und schrieb eine, heute zwar bitz komplizierte, aber durchaus verständliche sprache. UND : er hat sich etwas gedacht zu dem, was er sagte. er ist der entzyckende freund. (punkt. ich wollte da noch was attributieren, also sein werk und ihn noch mehr auf den sockel heben : but it's all in vain : zu ganz grossen kann man nur sagen : 'danke'.)
sind, als strukturierende elemente, so ganz liebenswert ins je eigene gefühl, in die befindlichkeit behauptend. was ich mag an dieser beinah absoluten indiskutabilität (und an den meistens nichtformulierbaren kriteria): „my favourites“ – die aussagenden scheinen mit sich selbst im reinen zu sein.
hitlisten sind ganz individuell: es gibt, wenn man sich selbst ganz ernst nimmt, und sich dann noch immer nicht versteht, doch ein einssein mit der behauptung. ein sich selbst verstehen, das das wunder des nichtverstehens aufnimmt und beherbergt. es ist eine ganz unvermittelbare qualifizierung der eigenen befindlichkeit, die doch mit der welt in kontakt zu sein vorgibt.
[mvs:040213]
lit.: nick hornby: high fidelity
wenn sich dann aber menschen über hitlisten streiten, dann wird es ganz stumpfsinnig und mir wird ganz öde : es ist ja ein subjektives vorzeigen von amouren – und über amouren streitet man nicht, die erklären sich entweder von selbst oder dann sind sie keine. braucht es denn immer die bestätigung der restwelt, damit die eigene präferenz gültigkeit hat?
wenn das staunen im wahrnehmen einsetzt und zum nach-denken verführt: dann beginnt das dauerflicken. sich selbst am zeus herumflicken. weltbilder stürzen TV-mässig gezappt an der höhlenwand ein – was bleibt ist postmoderner dekonstruierter abfall ohne jede weitere recyclingmöglichkeit. und dann: also doch: remote control wegwerfen und selbst dabei sein. mit haut und haar und hirn und herz. (das ist nicht naiv dahergesagt: das ist ‚jedes ding an seinem ort spart viel müh und not’: wenn man sich mal den abendländisch behaupteten widerspruch zwischen subjekt und objekt wegwischt, dann ergeben sich neue diskurse, die jenseits der ‚reflexion’ (spiegelung) herumwuseln: und jedes ding, auch das sobehauptete ich, findet einen ort. die crux bei dieser letzten be’haupt’ung ist, dass es diesen ort auch wieder nicht gibt (utopia): es sei denn, man akzeptiere eine bewegung in limbo als topie – was ich mühelos imaginieren und manchmal auch er-leben kann.
die alchemisten.
„nunmehr können wir den menschen definieren“ triumphierte joshua lederberg 1962 auf einem legendären genetikertreffen, „zumindest genotypisch besteht er aus einer sechs fuss langen molekülfolge im kern jeder zelle“. man möge sich nun, liess lederbergs kollege haldane die nutzanwendung folgen, an die züchtung eines „strahlungsresistenten typen“ machen oder, zur hebung der raumfahrttauglichkeit, in die piloten „affenarten mit greifschwänzen einkreuzen“. heute ist es soweit mit dem projekt der vollständigen entzifferung jener sechs fuss erbinformation (genom) mit ihren geschätzten drei milliarden informationseinheiten. „haldane war eine andere generation, die in der tradition der rassenhygiene aufgewachsen ist“, beruhigt lennart philipson, „so wie er denkt niemand mehr von uns“.
bezüglich der anwendung teilt philipson die sorge um den missbrauch individueller genomanalysen, hält sie aber für demokratisch entschärfbar. die verfügung über solches wissen müsse jedem einzelnen überlassen werden. „das recht am eigenen genom ist persönlich“, meint philipson, der auch empfiehlt, die gesellschaft möge entsprechende grundrechte erarbeiten.
lit.: aus: jürgen langenbach: welt der entdeckungen. tages-anzeiger 27. januar 1992.
jetzt müssen wir uns also auch noch selbst basteln: vom schwarzenegger bis zum rumpelstilzchen. ich wott jetzt aber hei-gaa (kindergarten).
jane russel: „hast du kein geld mehr?“
robert mitchum: „würde ich sonst meine hosen plätten?“
jane russel: „lass mich das machen, geh du lieber geld verdienen.“
die selbstverständlichkeit dieses filmdialogs ist rührend – möchte man nicht manchmal eine sprache haben, auch wenn es nicht grad diese wäre. der text ist ‚schlicht’ übersetzt – ohne grössere ansprüche: hauptsache, es wird gesprochen.
film.:„ein satansweib“ (1951. regie: john farrow. schauspieler: robert mitchum, jane russell, vincent price.)
der hufschmid verpasst den pferden neue schuhe und flickt die hufe. ohne menschen bräuchten die pferde wohl keine schuhe (der liebe gott hätt sie, die pferdeschuhe, sonst schon erfunden. oder etwas adäquateres). oder die pferde hätten einen lieben gott erfunden, der ihnen eisen auf die fussnägel mitgegeben hätte (oder etwas nach ihrem wunsch).
fünf hühner, auf einer wiese ruhig futter pickend, rennen unvermittelt in einer kolonne los, auf eine landstrasse zu: weiss braun, braun, schwarz, braun (auf winterlich weissbehauchtem grün).
(: es ereignete sich im tessin, ich nahm es wahr, in der eisenbahn sitzend, vorbeifahrend: dort, fern, geschah etwas – und nah, in mir, gleichzeitig.)
spontanprädiskursives:
warum rennen die hühner plötzlich los?
warum in dieser (farb-)reihenfolge?
sprechen sie italiänisch?
soll ich jetzt den hühnern mitteilen, dass sie mir das ‚unbeantwortbare’ vorgerannt haben – in einem schlag?: damit sie was zum lachen haben, abends spät, und wohlig amüsiert einschlafen.
(und dass das das einzig berauschende erlebnis meiner zugfahrt war, brauch ich ihnen ja nicht auch noch zu sagen.)
mein vater, der mit mir manchmal ernsthafte worte gesprochen hat, wenn ich es rückblickend betrachte, der aber sonst mein vater und schon sehr sich selbst war, halt bitz monoman und nicht auf die fortpflanzung und familienleben so ganz konzentriert und vorbereitet (und ich tu ihm ja sicher unrecht, aber er kann sich nicht mehr wehren) – egal : als groucho-marx-impersonator hat er mich immer sehr beeindruckt und er hat mich zum vaterseidank auch immer in alle marx-brothers-filme mitgenommen : frühe epiphanien, die nachhaltig (scheisswort das, ‚nachhaltig’ : ist alles kompost, nachher, mit ein bisschen glück, sonst ist es halt glow-in-the-dark für langelangezeit) bei mir fortwirken : also mein vater hat mir mal, als ich so in etwa sieben jahre alt war und allgemein als zeichnerisches wunderkind galt (was er halt glaubs weder wunderlich noch speziell fand, so als talent), gesagt, ganz im weisheitenvermitteln, von generation zu generation, also oral history von seinem chinesischen ur zu mir, respektive erzählt : es gab mal in china einen zeichner und einen kaiser. und der zeichner (wohl auch zeichnerisch begabt oder so, wenn er es schon bis zur audienz beim etc. geschafft hat) hat dem kaiser eine schöne zeichnung von einem huhn gezeigt. die hat sich der kaiser mal angeschaut und gesagt, dass er noch bitz arbeiten müsst, bis das huhn ein huhn wäre. also hat der zeichner sich bitz ernsthaft ans huhn gemacht und gezeichnet. und hat dreissig jahre lang hühner gezeichnet, bis er kapiert hat, wie ein huhn zu zeichnen ist. und dann war alles gut. seither zeichne ich katzen, bis mir die katze katze ist. falls dann eine zeichnung einer katze je eine katze sein kann.
das war wohl ein zen-spruch aus irgendeinem reclam-bändchen : aber so hat sich mein leben verändert. mein vater ist tot und ich bin keine katze. die katzen gleichen partout keinen hühnern. meine zeichnungen von katzen gleichen auch keinen katzen. mein vater gleicht sich auch nicht sehr, heute – mindestens nicht so sehr, wie er als groucho marx war, aber auch der ist ein bitz durchsichtiger geworden, in den kopien seiner filme.
und ich möchte, wenn ich dann gestorben bin, katzenfutter werden. (best before – see lid.)